Wir teilen dasselbe Trauma - Die Tochter einer Holocaustüberlebenden über ihre deutschen Freunde

In der Zeitschrift chrismon gibt es ein Interview, das da heißt "Fragen an das Leben". In der Augustausgabe wird die israelische Schriftstellerin Lizzie Doron (Jahrgang 1953), Tochter einer Holocaustüberlebenden und Autorin des Buches "Das Schweigen meiner Mutter", in dem sie das Leid der Überlebenden der Schoah beschreibt und wie es sich in der nächsten Generation fortsetzt, interviewt.
Die letzte Frage des Magazins lautet:
Deutsche haben sechs Millionen Juden ermordet. Warum kommen Sie trotzdem gern nach Deutschland?
Lizzie Dorons Antwort lautet:
Berlin ist für mich zu einer zweiten Heimat geworden, jeden Monat bin ich eine Woche in Berlin, ich habe in Kreuzberg eine Wohnung. In Israel habe ich viele Kriege erlebt, viele schlechte Dinge sind dort geschehen. Auf eine gewisse Art ist Berlin der Ort, an dem ich die Wurzeln meiner Familie spüre. Meine Eltern mussten Europa verlassen, und trotzdem hatten sie viele gute ­Erinnerungen an ihr Leben vor dem Krieg. Ich glaube, in Berlin zu sein hilft mir, diese guten Erinnerungen zu berühren. Nein, ich fühle keine Wut, keinen Hass gegenüber Deutschen. Wir teilen dasselbe Trauma. Die meisten meiner deutschen Freunde haben Eltern, die Nazis waren. Sie wuchsen, wie auch ich, mit diesem Schweigen der Eltern auf. Ich brauche diese Freunde, um meine eigene Geschichte zu verstehen, um zu wissen, dass ich damit nicht allein bin. Wir müssen nicht einmal darüber reden, da ist ein tiefes, gegenseitiges Verständnis.

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