Starke Frauen II: Über das Scheitern oder "There is something missing"

Letzte Woche las ich einen Blogpost über Franziska von Hardenberg.
Sie hat 2012 ein Start-Up Unternehmen gegründet, das Bloomy Days hieß und ein Online-Blumenversand war. Sogar die Bundeskanzlerin persönlich besuchte das Unternehmen. Bloomy Days florierte. Der Start wurde mit Crowdfunding finanziert, später mit Fremdkapital von Investoren. Als die letzte Finanzierungsrunde platzte, kurz bevor das Unternehmen profitabel wurde, meldete Franziska von Hardenberg Insolvenz an. Sie war zu dieser Zeit schwanger und erlitt eine Frühgeburt.

Ihre Worte im Interview zum Scheitern:
Was war denn deine größte Sorge, bevor du den Brief veröffentlicht hast?

Meine größte Sorge war wahrscheinlich der public failure. Wir haben in Deutschland einfach keine Kultur des Scheiterns.

Wahrscheinlich hatte ich Sorge, öffentlich hingerichtet zu werden. Dafür, dass ich es nicht geschafft hatte. Aber genau das Gegenteil trat ein.
Hat dein Selbstbewusstsein unter dem Scheitern deiner Firma gelitten?

Es klingt vielleicht absurd, aber ich bin sehr gestärkt aus dieser Situation herausgegangen, nicht geschwächt. Das sehe ich auch an Jobangeboten, Speaker-Anfragen etc. – ich habe fast das Gefühl, mein Marktwert hat sich eher noch gesteigert als verringert.

Auch dein eigenes Gefühl?

Absolut! Ich nehme es nicht als Scheitern an. Ich sehe es wirklich als massive Erfahrung, die mich einfach so unglaublich viel weiter gebracht hat. Ich habe alles, was ich mir mit Bloomy Days vorgenommen habe, erreicht. Bis auf das Happy End, den lukrativen Verkauf. Was nie meine primäre Motivation war. Ich bin kein monetär getriebener Mensch. Natürlich möchte ich genügend zum Leben haben, aber das Ziel war nie bis 30 Millionärin zu werden. Vielleicht wurde mir auch das zum Verhängnis.

Mein Reichtum sind die unzähligen Ideen, die ich habe.

Du siehst dich nicht als gescheitert?

Für mich ist scheitern, wenn du Gelder veruntreust, Leute bescheißt, dich unlauter verhältst, nicht nach den Regeln eines ehrbaren Kaufmanns agierst, wenn du anfängst Deals zu machen, die nicht in Ordnung sind. Dass wir unsere letzte Finanzierung nicht bekommen haben, ist für mich kein scheitern. Alles andere hat ja funktioniert. Die Entscheidung, diesen Weg zu gehen, ist für mich aus einem Moment der Stärke entstanden und nicht aus einem der Schwäche.
Das komplette Interview könnt ihr im Blog von Stefanie Luxat lesen.

Die Worte von Franziska von Hardenberg finde ich stark.
Sehr oft habe ich das Gefühl, dass unsere Gesellschaft an Bedenkenträgertum leidet. Und ganz ehrlich ... ich nehme mich da nicht aus. Auch ich wende meine Zweifel gerne hin und her. Wir haben alle eine große Angst vor dem Scheitern und der öffentlichen Hinrichtung, sobald wir mutig sind und dann einen Fehler machen. Risiko birgt aber die Möglichkeit des Nicht-Funktionierens. So what? Scheitern (und dann auf dem Scheiterhaufen brennen - huaaahhh), versagen, was für grässliche Worte. Bereits als Kinder hören wir "Du kannst das nicht!" Es bräuchte nur ein kleines Wort um alles in eine andere Richtung zu wenden. Wie wäre es mit "Du kannst  das NOCH nicht". Wie wäre es, wenn wir ein Nicht-Funktionieren als Anlass dafür nehmen aus den Fehlern zu lernen und es beim nächsten Mal anders zu machen? In einem Seminar hörte ich die Geschichte eines Mannes, der überzeugt war von einem Projekt. Er unternahm immer wieder neue Anläufe, ohne sich vom "Scheitern" abbringen zu lassen. Denn er wusste intuitiv "There is something missing". Er probierte so lange bis die Sache passte. Wie wäre es mit aufmunternden Worten zu etwas, was nicht geich flutscht.

"Ich bin mir sicher da fehlt noch etwas! Probiers noch mal!"

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